Ideen entwickeln, Vorhandenes auf den Prüfstand stellen – in Unternehmen ist das gang und gäbe. Was häufig durch das Raster fällt: Die Sprache, in der man mit dem Team, der Kundschaft und anderen internen und externen Stakeholdern kommuniziert. Vielleicht ist es also an der Zeit, über die Einführung einer Unternehmenssprache (Corporate Language) nachzudenken. Mein Fachbuch-Tipp.
Verständlichkeit und eine Sprachstrategie, die Ihr Corporate Image kraftvoll unterstützt – das sind die Kernelemente einer erfolgreichen Unternehmenssprache. Den Weg zu einer stimmigen Corporate Language beschreiben Oliver Haug und Anikar Haseloff in einem kurzweilig geschriebenen Fachbuch.
Der erste Teil des Buches befasst sich mit Verständlichkeit von Texten und ist reich an Beispielen und Tipps. So beschreiben die Autoren detailliert die verschiedenen Aspekte einer Corporate Language wie
– die einheitliche Schreibweise der Produktnamen (leider oft keine Selbstverständlichkeit!),
– die Tonalität von Texten, passend zu den jeweiligen Anlässen,
– die Ansprache der Stakeholder (Sie, du oder beides, je nach Kommunikationsanlass).
Fallbeispiele zeigen, dass das Entwickeln einer Unternehmenssprache nicht von heute auf morgen geht. Die Einführung einer Corporate Language ist innerhalb des Unternehmens ein Veränderungsprozess, der Fingerspitzengefühl braucht. Für Startups und kleinere Unternehmen ist die Einführung einer Corporate Language einfacher, für mittelgroße und große Unternehmen hingegen aufgrund ihrer Struktur und der Vielzahl von Dokumenten und Texten komplex.
Hier das 10-Schritte-Modell von Haug und Haseloff:
1. Binden Sie die Unternehmensführung frühzeitig ein;
2. Denken Sie an den Aufbau eines Teams und einer Infrastruktur;
3. Ermitteln Sie den Ist-Stand und werten Sie ihn aus. Sortieren Sie vorhandene Dokumente nach Wichtigkeit und Häufigkeit;
4. Legen Sie Regeln und Standards fest, zum Beispiel von gewünschten und zu vermeidenden Begriffen und Formulierungen;
5. Binden Sie in der Probephase Ihre Kundschaft ein und bitten Sie sie, Testschreiben zu beurteilen;
6. Erstellen Sie einen Sprachleitfaden (auch digital, da sich Sprache und Kommunikation ständig wandeln);
7. Sensibilisieren und Schulen Sie die Mitarbeitenden;
8. Überarbeiten Sie die wichtigsten Bestandstexte (gemessen an ihrer Häufigkeit sowie Reichweite);
9. Stellen Sie Hilfsmittel bereit, am besten digitale Tools;
10. Achten Sie auf die Qualitätssicherung und Erfolgsmessung.
Ganz schön viel, finden Sie? Das mag sein. Jedoch zeigen Unternehmen wie IKEA oder die ERGO-Versicherungen, wie sehr eine Corporate Language eine Marke stärken kann. Wenn Sie den großen Wurf also noch scheuen, beginnen Sie damit, alle Texte auf ihre Verständlichkeit zu prüfen. Ihre Kundschaft wird es zu schätzen wissen.
Lesetipp:
Oliver Haug, Anikar Haseloff: Corporate Language. Unternehmenssprache verständlich gestalten, effektiv steuern und praxisnah umsetzen, Stuttgart (Kohlhammer) 2018.
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